Bauen – Miete oder Eigentum?

Danke Anton Hofreiter für den Anstoss einer Debatte, die längst überfällig ist. Ja ein Dank, aber nur dafür. Denn wieder nichts wirklich Anregendes, ausser einem grüntypischen Stereotyp als Basis einer Argumentation, als Feindbild, die dann zu einer Vermaisung von Landschaften führt, die erneuerbare Energien in Verruf bringen und fast alle auch oft gut gemeinten Vorhaben der Grünen in der Gesellschaft scheitern lassen. Nein, es ist keine Provokation wie bei anderen, sondern ein affiges, ja fast dümmliches Stolzieren im abgegrenzten eigenen Spielplatz des Schädelraumes. Mehr nicht.

Ja, wir brauchen diese Debatte, denn wo Mietpreisbremse Wohnraumnot schafft und noch mehr schaffen wird, wo Corona viele, gerade Junge Menschen zum Umdenken bewegt und eine Rückzugswelle aufs Land sich bahn brechen wird, da brauchen wir jetzt Fakten, spezifische Lösungen und keine Häuslebauerideologiefeinde in der Debatte.

Und kein Nachweis, dass ein Einfamilienhäuschen auf n Dorf ökologischer ist oder eben nicht, wie die entsprechende Stadtwohnung. Ja, die Lattemachiatomandelmilchfraktion der Metropolisten, weis es exakt, denn sie rechnet uns per Kubatur und Umhüllungsfläche genau vor, dass wir mehr Energie verlieren, also mehr erhitzen müssen pro Wohnraumeinheit, ganz grundsätzlich! Dass das möglicherweise so ist, aber meist im Einzelfall vielleicht ganz anders, und ob die Energie des Häuschens vielleicht aus der Abwärme der Biogasanlage oder dem Restholz aus den lokalen Wäldern zb auch der gigantischen Käferholzmengen stammt und nicht von Putins Gasquellen oder den Menschenrechtsfeinden im arabischen Raum und nicht fossil ist, das spielt ja erstmal keine Rolle im Denken der Vorrechner.

Das muss es aber, denn wir benötigen Regelungen die Dinge regeln die relevant sind. Und dazu zählt letztendlich immer das unterm Strich in der Gesamtschau. Keiner am Kaffeetischen des schicken vegangrünen Debattenträgertischchen denkt an die gigantischen Infrastrukturkosten, damit eine Stadtwohnung funktionieren kann, an metermessende Kanaldurchmesser, dutzende Meter tiefe Auffangbecken und gigantisch viel verbauten klima- und umweltbelastenden Beton ausserhalb der netten und sparsamen Mietwohnung, wobei das neue Häuschen am Land vielleicht wie inzwischen häufig aus oder mit viel nachwachenden Rohstoffen besteht und gebaut wurde. Es ein Energieplus haus sein, ein Solarhaus, das keinerlei fremde Heizenergie mehr benötigt oder vielleicht völlig autark?! Nein, leider steht da allzuoft deutsche Bürokratie dagegen.

Selbst in den Altbauten in den Dörfern geht es aber ab und an ökologischer und oft suffizienter zu als in so mancher Stadtwohnung.

Aber nun zu den Problemen, denn neben der noch anhaltenenden Zuwanderungen und dem Bedarf an Wohnraum in den Städten gibt es zwei Möglichkeiten: Eigenheim oder Miete. Miete soll oder ist gedeckelt und damit begrenzt werden, die Folge davon mit und oder durch Corona sind, dass sich Investoren die bisher Wohnungen meist durch Nachverdichtung und Umnutzung schufen, sich scharenweise schon 2020 verzogen haben. Eine Antwort wären Wohnungsbaugesellschaften in öffentlicher Hand, denn kaum einer der Zuzieher ist in der Lage sich eine Mietwohnung zu bauen, und wenn die bisherigen Mieter die ein Häuschen bauen konnten, das nun nicht mehr dürfen sollen, dann werden diese Wohnungen auch nicht mehr frei für neu Zugezogenen.

Am Land ists anders, ganz anders, und die Probleme sind vielschichtiger und berühren auch grundsätzliche Fragen der demokratischen Gerechtigkeit. Bereits heute werden Meinungen, Medien und Mehrheiten in den Metropolregionen gemacht, Thüringen ist da eine kleine Ausnahme, denn dort leben mehr Menschen in kleinen Orten als in großen Städten. Gibt ja nur ne Handvoll über 50.000 Einwohner im Land.

Und auch in den Orten ists sehr unterschiedlich, der ländliche Teil MeckPoms ist kaum mit dem Jenaer Umfeld vergleichbar oder ein Ort im Heldburger Unterland mit einem Ort bei Arnstadt.

Dörfer wuchsen bereits im Westen zu unansehnlichen, lebensfeindlichen oft inzwischen degenerierten Lebensgemeinschaften vorbildlich heran, in dem man um sie gesichtslose Neubausiedlungen schuf. Ja, Baufreiheit und Bürokratieabbau im Bereich Bauen ist dringend nötig und überfällig für das Bauen in den Orten. Aber das Bauen muss mit einer übergeordneten Planung gelenkt werden, die nicht nur wie heute auf dem Papier steht, sondern auch umgesetzt wird. Sind wir doch mal ehrlich, jeder Ort bekommt letztendlich sein Neubaugebiet, seinen Neubau im Aussenbereich, egal ob dies in der Regionalplanung vorgesehen ist oder nicht. Man aus dem Gemeinderat kennt doch immer jemand der den entsprechenden politischen Einfluss hat, zumindest vielerorts. Und so „zersiedeln“ wir Orte, nicht die Landschaft, denn das darf nur der Landwirt oder die Industrie, und der Staat selbst. Ich darf das nicht, auch nicht als Architekt, aber ich weis, wie ich ein Haus da bauen könnte wo ich möchte, denn dann würde ich zum Beispiel Landwirt und würde eine Tierunterstellung bauen, die man dann erweitern kann, vielleicht einen Stall und Futterlager und dann, auch irgendwann, eine Betriebswohnung dazu baut. Die Versorger befriedige ich mit meiner geliebten Autarkie. Kann ich.

Und andere machen es, ich schreibe nur davon.

Viel wichtiger als die Frage ob wir zur Miete oder in Eigenheimen wohnen sind da Fragen des Lebens. Sicherheiten für das Alter, sowohl räumlich wie auch wirtschaftlich gedacht. Altersgerechtes Bauen, Senioren WGs, Mehrgenerationen Wohnhäuser und Siedlungen in denen natürlich der Spielplatz und der Wäscheplatz bei den Menschen ist und wir anfangen, Lebensräume zu bauen, durchmischt mit Eigenheimen und Mietobjekten, Läden und Handwerker und geeigneten Unternehmen, die zusammen einen Lebensraum bilden den es heute in manchen Dörfern noch in Resten gibt, in den Städten jedoch weitestgehend verloren ging.
Es muss um die Versorgung gehen und nicht um die Entvölkerung, denn auch die Selbstständigen, wie die Ladenbesitzer, die Restaurantbetreiber, die Künstler, all die jetzt auch unter Corona auffallen, die benötigen ebenfalls diese Räume, denn das Leben ist die Grundlage für ihren Umsatz, der nun noch mehr online geklickt wird, mich eingeschlossen. Habe ich aber den fairen Unternehmer gegenüber, der mir das aus seinen Fachgebiet ebenso checken kann, aber eben mit seinen Vorteil als „Fachhändler“ und es dann ohne gigantische Aufschläge auch bereit stellen kann, denn er muss keine teueren Innenstadtmieten zahlen, kann auch wieder eine wirtschaftlich sichere Basis geschaffen werden, die gerade jetzt rasant allerorts weg bricht.

Wir haben jegliche Ethik des Bauens verloren, und alles was wir heute bauen ist nicht zukunftsgerecht. Also fast alles, denn überall gibt es vereinzelt geniale Projekte die neue Wege aufzeigen. Aber letztendlich wird mit Plastikputz, Kunstschäumen, europaweit kaum differenzierte neue Kisten hingestellt die bei minus 20°C die schicke Luftwärmepumpe offen ihre Sinnlosigkeit darstellt.

Städte werden durch den Verkehr, sprich Autos regiert, gestaltet und wir leisten und dabei enorme Belastungen, finanziell wie auch ökologisch. Dort muss umgedacht werden, Strassen und Gehsteige müssen zu Spielflächen, zu Grillplätzen, zu Kleinkunstbühnen und Parks werden, und ja, jeder muss da weiter zu seiner Wohnen fahren können, aber kein Durchgansverkehr möchte da jemals freiwillig reinfahren.

Da sind wir bei der nächsten Ebene denn die Mobilität und Versorgung, die heute die Autobahnen verstopft, die Ausfallstrassen und der ruhende Verkehr der jede Bewegungsfreiheit der Städter einmauert kann keine Zukunft haben.

So führt jeder Punkt der nur ansatzweise in die Zukunft gedacht wird, und wichtige wie die Energie, die Nährstoffe haben ich detailliert gar nicht angesprochen, zum nächsten und oft sind es wesentliche Zukunftsfragen besonders aus dem grünen Spektrum der Themen.

Ja, Bauen ist ein komplexes Thema, und im Studium beschieb ein Professor die Aufgaben des Architekten so oder so ähnlich: Er muss mit Firmenboss als Auftraggeber verhandeln können und die Bedürfnisse einer jungen Baufamilie kennen, er muss auf der Baustelle jeden Hilfsarbeiter verstehen können, er muss die Zusammenhänge des Bauens mit der Gesellschaft und deren Entwicklung und Bedürfnisse im Hinterkopf haben und ebenso wie die Bedürfnisse kleiner Kinder, muss dazu die nötige Kreativität haben, und alle Details der Fachgewerke durchschauen und das dann noch ingenieursmäßig und wirtschaftlich rechnen können müssen.
Dies macht etwas deutlich, wie komplex alleine die Koordinierungsaufgaben sind, in der Praxis oft weniger Architekturtheoretisch, dafür aber mehr Amtsdeutsch und Verwaltungsrealität, aber eben entscheidend für die Schaffung von Lebensraum „Vier Wänden“ bleiben.

Dabei wären Themen wie alternative Bau- und Wohnformen wie Tinyhouse Siedlungen, LowImpact Häuser für Verwaltungen viel wichtigere Themen und natürlich fordern Homeworking und ebenso wie die Anforderungen moderen ELektromobilität die dafür notwendigen Vorraussetzungen ganz eng mit Leben, Bauen und Wohnen verbunden.

Das wäre wesentlich für die von Anton Hofreiter angestossene Diskussion, und ohne diese Metabetrachtung der Zusammenhänge wird jede gute Lösung oder Forderung nicht mehr als ein Glückstreffer sein können. Ja ich hoffe auf diese Glückstreffer.

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