Wasser ist Leben – Ohne Wasser gibt es kein Leben.
Die eingetretenen Wetter- und Klimaveränderungen sorgen weltweit für eine Reduzierung des verfügbaren Grundwassers. Gletscher waren bisher große und sichere Süßwasserreservoirs von denen Milliarden Menschen weltweit abhängig sind. Gletscher schmelzen immer schneller ab, ebenso wie große Eisschollen der Polkappen abbrechen und abschmelzen.
Südthüringen, das Heldburger Unterland ist klimatisch ein Ausläufer des Schweinfurter Trockenbodens, einer traditionell trockenen und warmen Region. Zu Ostzeiten ermöglichten Stauseen und Feldbewässerungsanlagen den Anbau von Sonderkulturen. Heute wird viel Getreide angebaut, werden Wiesen als Weiden genutzt und im Jahr 2022 mussten bereits im Sommer Rinder mit Heu zugefüttert werden, da die braune Trockenheit sich rasant ausbreitete.
Kaum 20 Liter Regen kamen über die Sommermonate an Niederschläge pro Quadratmeter. Zu wenig für die Kulturen und die Wiesen, so dass im August sogar die letzten grünen Flecken der tiefwurzelnden Luzerne in den Wiesen welkten. Einzig die Talwiesen entlang der Gräben, den ehemaligen Bächen erschienen noch in einem Grünton.
Wasser ist knapp und wird knapper. In den vergangenen 5 Jahren waren vier heise Trockensommer. Der Grundwasserstand ist tief gesunken, so dass auch tief wurzelnde Bäume wie die Eichen durch Trockenheit absterben. Die winterlichen Niederschläge dringen kaum weit genug in den Boden ein, so dass auch im feuchten Jahr 2021 Bäume vertrockneten. Grundwasserneubildung findet kaum statt.
Dennoch werden weiter Gräben regelmässig ausgebaggert, so dass das Wasser wunschgemäß schnell abfließen kann, werden weiter Drainagen gezogen und gespült, so dass die schweren Maschinen der Landwirte im Frühjahr die Felder befahren können.
Der Regen der in den Orten fällt wird schnell über Teilortskanalisationen in die ausgebaggerten Gräben geleitet, ebenso wie die Überläufe der häuslichen Klärgruben.
Der Gewässerrand wird dann noch regelmäßig freigeschnitten, Gehölze klein gehalten und gerne komplett entfernt. Regelmäßig werden diese Arbeiten in den Monaten März und April ausgeführt, in der Schutzzeit der Vogelbrut und das informierte Umweltamt deckt die Maßnahmen unterwürfig.
Wundert es da noch irgend jemand, dass sich die Situation jährlich verschlechtert?
Muss auf unterer Ebene wirklich, – und das hier ist möglicherweise ein Extrem, aber keinesfalls eine Ausnahme, wirklich gegen jedes bessere Wissen und Zukunftsbewusstsein gehandelt werden?
Wie einfach wäre es, wenn wir die Gräben wieder zu Bächen machen würden?
Begleitendes Grün auf der 11fachen Uferlänge würde für Abschattung, Reinigung und Verdunstung sorgen und einer vielfältigen Tierwelt Lebensraum bieten. Statt Wasser schnell abzuleiten kann es vor Ort bleiben und in den lokalen Wasserkreislauf zurück geführt werden.
Wie einfach wäre es, Regenwasser grundsätzlich zu verrieseln statt zu kanalisieren? Etwas mehr Aufwand, aber zukunftsgerecht wäre die Trennung von Urin und Fäzes und die Weiterbehandlung ohne wertvolles Trinkwasser. Trinkwasser, hier aus der Ferne über viele Kilometer herangeführt in hoher Qualität wird zu belastenden Abwasser in großer und unnötiger Menge.
Wie einfach wären auch Regenwasserspeicher für Nutzwasser, für die Waschmaschine und die Gartenbewässerung?
Der Wald, Jahrzehnte lang die Wichtigste eigene Einnahmequelle der Gemeinde wurde zum Sorgenfall. Ja, die Käferinvarsion ist kaum zu verhindern, dennoch gelang es über lange Zeiträume diese im Zaum zu halten. Käferfallen, frühzeitige Entnahme befallener Bäume und Entfernung dieser aus dem Wald helfen massiv die Milliardenschar zu verhindern. Das Schließen der einst angelegten Gräben würde den Wasserhaushalt im Wald verbessern, würden auch der viel gescholtenen Fichte die Chance geben, durch Harzbildung sich selbst gegen die Käfer zu schützen. So jedoch, ohne jede vorsorgliche Maßnahme, ohne zielgerichtete Eingriffe hat nur der Käfer in seiner vernichtenden Art eine echte Chance bekommen. Die Folgen des Wassermangels sind jedoch weit aus größer. Buchen und Birken vertrocknen, Eichen und Tannen ebenso. Jahrtausendelange Trockenstrategien wie Pfahlwurzeln der Bäume scheitern, wenn auch das tiefe Grundwasser fehlt.
Wie kann die Zukunft aussehen, wenn wir nicht auf einen verbuschten Restwald und vertrocknete Staubwüsten setzen, die wir leider momentan mit all dem behördlichen und öffentlichen Handeln zielgerichtet ansteuern?
Könnten nicht Baumreihen in maschinengerechten Abstand die Ackerflächen tiefgründig erschließen und der Sommertrockenheit durch Abschattung und dem Bremsen des Windes vorbeugen? Was anderswo bereits in den 1980igern erfolgreich probiert wurde, findet hier in Südthüringen kein Eingang in die Diskussion. Agroforst, eines der bereits in Erprobung befindlichen Möglichkeiten konkret zu handeln sollte nicht nur zugunsten der Landwirtschaft umgesetzt werden.
Noch erkennt man an vielen Quellbächen Reste ehemaliger Teiche, kann man diese nicht alle als Speicherreservoirs für das kostbare Nass nutzen? Muss der Regen immer schnell abgeleitet werden oder wäre es nicht an der Zeit diese kostbare Wasserspende möglichst lange vor Ort zu behalten?
Die Topografie bietet kleinräumig soviel Möglichkeiten Regen einzustauen und gedrosselt abzuleiten, ob im Wald oder der Flur. Günstige und einfache Maßnahmen reichen baulich dazu aus. Keiner will betonierte Sperrbauwerke, sondern hier und dort mal ein erneuerter Damm mit Keuper gebaut und reduziertem Durchlass, der den Abfluss der Regenfällen einfach über einige Tage oder Wochen verzögert. Dies wäre auch ein Konzept gegen die zunehmenden Extermwetter Ereignisse, die mit Schlagregen und immensen Wassermassen in kurzer Zeit immer häufiger werden.
So gibt es enorm viele kleine und kostengünstige Maßnahmen, doch weder die Ämter noch die Zweckverbände haben offensichtlich ein Bewusstsein zu diesen Perspektiven die entscheidend für unseren ländlichen Raum am Rande des trockenen Unterfrankens sind. Statt dessen ruhen millionenteuere Pläne in den Schubladen, die vorsehen auch die allerletzten Gemeinden an die teuersten Klärwerke in vielen Kilometern Entfernung zwangsanzuschliesen.
Weshalb sollten wir Bürger für die aktive Vernichtung unseres Lebensraumes auch noch teuer bezahlen? Nur weil irgendein Gesetzgeber irgendwann irgendetwas beschlossen hat, ohne zu wissen was dies mittel- und langfristig für Folgen hat, obwohl die Wissenschaft dies längst überschaut und dargelegt hat?
Wo Bayern millionenschwere Projekte zur Verbesserung der Wassersituation in Unterfranken auflegt, existiert in Thüringen trotz grüner Mitregieren nicht einmal ein Problembewusstsein abseits des allgemein bekannten Jammers. Da wird vielleicht noch von Fischdurchgängigkeit gesprochen, da wird von Wasserreinhaltung gesprochen, und keiner ist sich bewusst, dass damit das letzte Wasser der Orte hier im Süden abgraben wird.
Seit über 25 Jahren lebe ich ohne Kanalanschluss mitten im Ort. Nachteile konnte ich seit dem keine feststellen. Regenwasser der Dachflächen wird ebenso wie alles andere Wasser auf dem Grundstück behandelt und verbleibt vollständig hier. Verdunstung über Vegetation und sicher auch etwas Versickerung ermöglichen dies. Bewusst und vorsätzlich exkludierte ich mich aus dem System, dessen Problematik bereits in meiner Diplomarbeit abgehandelt wurde. Seit dem Kauf des Dreiseithofes ist den lokalen Behörden und Zuständigen die Alternativen bekannt und sie wurden detailliert beschrieben inklusive den besseren und kostenfreundlicheren Lösungen. Es muss also Vorsatz sein, aus welchen Gründen auch immer.