Der Amazons brennt!

Der Amazonas brennt, genauer es werden Feuer gelegt und wir blicken gerade mit unsere medialen Lupe nach Südamerika. Ja, da kommen einige Interessen zusammen, politische aber eben auch Ressourcenverkommen und vieles andere, was meinem Auge sicher entgeht.
Was einem aufmerksamen Auge aber nicht entgeht, ist die seit einigen Jahren befeuerte „wir sind besser“ Diskussion „und nur so wie wir ist es richtig“ Fraktion der Veganer. Es sind sicher nicht alle, vermutlich nicht mal der überwiegende Teil der Veganer, es ist vermutlich sogar ehr der Caffeelatte- Veganer der gerade die Welle mit Enthusiasmus mitsurft, den man auch bei den medial bekannteren Menschen oder den Autoren findet. Wie viele einst renommierte Verlage auf dieser Welle reiten und ohne Recherche populistisch und dümmlich verkürzt Parolen kreieren ist abstossend. Ebenso abstossend wie die Massentierhaltung wo Tier an Tier dicht gedrängt, schlecht belüftet und wenig naturnah produziert wird. Ja, produziert, denn ich kann da nicht mehr von einem Tierwohl sprechen, auch nicht bei dem gleichnamigen Label.

Heute schon gelesen, dass dein Steak den Amazonaswald gekostet hat? Oder dass das Soja für das liebe Viehfutter angebaut wird? Der Amazonas für Weiden abgebrannt wird?

All das ist falsch.

Nahrung wird global überall erzeugt und so ist eine detaillierte Bewertung eigentlich immer nur im Einzelfall möglich, denn zu unterschiedlich sind die Methoden der Produktion. Wo in Niedersachsen ein Gülleproblem durch viel zu viel Viehbesatz besteht, kommen wir insgesamt nur auf einen Anteil von 37% an Wirtschaftsdünger, also Dünger der vom Tier stammt das Nahrung frass.

Zu 63% ist es noch kein Kreislauf, also sind wir noch auf dem Pfad der Resourcenverschwendung.

Dann stammen nur rund 7% der gesamten Futtermittel deutscher Tiere aus den Importen. 93% werden hier erzeugt und gerade das liebe Rindvieh erhält in der Masse überwiegend Raufutter. Je nach Betriebsart aber auch Kraftfutter als Zusatz. So wie die Nahrungsergänzungspille, von der sicher auch niemand ausschließlich lebt.

Dass der Wald brennt halt viele Gründe und sicherlich wird auf einem Teil der verbrannten Flächen auch Soja angebaut werden. Dieses Soja, genauer die Sojabohne wird nach der Ernte behandelt und gepresst, um dann fast vollständig in die Ölmühlen der Welt zu gelangen. Dort wird dann das Sojaöl aus den Bohnen gepresst, das Lectin gewonnen, das in fast allen Fertigprodukten enthalten ist oder Sojabohnen-Polyose für dein Jogurtgetränk. Die Pressreste dieser Produktion werden zu Sojaschrot oder Mehl verarbeitet. Dieses gelangt dann vornehmlich in die Geflügelfütterung als Eiweisquelle für das geliebte Frühstücksei und die zarte Hühnerbrust und auch in den Schweinetrog. Der Zuwachs in den letzten Jahrzehnten ist hauptsächlich dem entstehenden asiatischen Markt geschuldet, denn China hatte ursprünglich keinen Importbedarf und importiert heute rund ein Viertel der Weltproduktion (ca. 70 Mio Tonnen).

Das Rindfleisch das ich hier aus Thüringen allerdings kaufen kann, das stand nicht in engen Ställen, sondern in großen, meist Offenställen, das geht auf die Weide, das steht oft monatelang draussen als Trockensteher, als Jungvieh oder auch zur Mast, dann sogar ganzjährig. Und das sind normale, konventionelle Betriebe, keine Biolandwirte. Das Vieh frisst das Gras was da wächst, bekommt einen Ballen Heu im Winter dazu gestellt und wird gemolken. Kein Gülleproblem, solange der Landwirt beim Ausbringen genug Abstand zu den Gewässern hält. Ja, es sind keine Intensivmastbetriebe und genau das macht den Unterschied. Ja sie bekommen z.B. auch Ausputzgetreide, also das Getreide minderer Qualität das sich nicht für Backwaren und Co eignet, so wie Biorinder Melasse dazu gefüttert bekommen, also Reste aus der Zuckerherstellung.

In Südamerika, und das kenne ich aus erster Hand, denn ein guter Freund züchtet Rinder in Argentinien, ist der Markt unterschiedlich. Eines ist jedoch immer so, die Tiere werden nicht in 14 Monaten wie im deutschen Intensivstall schlachtreif gemästet, sondern haben 3-4 Jahre Zeit dick zu werden, wie mein Freund sagt. Sie grasen auf meist kargen und großen Gebieten und werden vor dem Schlachten dann auf abgeerntete Felder getrieben um die Erntereste aufzulesen und dabei etwas mehr anzusetzen. Der Aufwand der Aufzucht wird in Liter Diesel gemessen, primär durch die langen Fahrten zu dem Vieh bedingt. Alles andere, auch teuere Futtermittel für die Mast, sind nicht wirtschaftlich, rentieren sich nicht, kann sch keiner leisten. Es gab in den letzten Jahren Zeiten, da war ein Kilogramm Rindfleisch so billig wie Brot vor Ort in Argentinien.

Weiden gibt es natürlich auch auf ehemaligen Urwaldflächen, doch die entstehen in der Regel erst nachdem der Boden durch jahrelangen Ackerbau zu ausgelaugt ist, um ertragbringend weiter zu wirtschaften.

Es ist also sehr viel wahrscheinlicher, dass der Regenwald für den Frühstücksaufstrich und deine Schokolade brennt als für mein Steak. Schau doch morgen mal auf die Inhaltsstoffe ob Emulgatoren drin sind oder pflanzliche Öle oder Fette, gehärtet vielleicht.

Und es ist sicher, dass er wegen deinem Sojaöl im Salat brennt. Von den vielen Millionen Tonnen Sojaimporte, kommen nur 61.000 Tonnen aus heimischen Anbau.

Wir brauchen ein breites Umdecken und den Umbau unserer Wirtschaftsweise, anders werden wir weder das Ressourcenproblem noch die Klimaproblematik lösen können.
Und es muss die Landwirtschaft im besondern mit ein bezogen werden, auch wenn es einiges an Widerständen geben wird.

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