„Wasser ist die Lebensgrundlage der Menschheit“ – das ist der Sinn hinter dem Weltwassertag, der jährlich seit 1992 am 22. März begangen wird.
In diesem Jahr gibt es gleich zwei Anlässe dafür, dem Weltwassertag besondere Beachtung zu schenken: Zum Einen das sogenannte Hydraulic Fracking zur Gewinnung von unkonventionellem Erdgas, das nun auch in Deutschland zum Zuge kommen soll, und zum Anderen die Privatisierung der Trinkwasserversorgung.
Hydraulic Fracking
Die Gasgewinnung durch Hydraulic Fracking bedeutet, dass tiefe Schichten im Untergrund angebohrt werden. Dann wird eine mit Chemikalien versetzte Flüssigkeit eingepumpt, um diese Schichten zu sprengen. Dadurch entstehen sehr viele kleine Risse, und das dort lagernde Gas kann austreten und gefördert werden.
Trotz vielfältiger Sicherheitsmaßnahmen bestehen prinzipbedingte Unsicherheiten, die eine große Gefahr für das Grundwasser darstellen. Sauberes Grundwasser ist eine unabdingbare Ressource für uns. sowohl heute als auch für alle nachfolgenden Generationen. Sauberes Grundwasser wird zu Trinkwasser, und wir sind in Deutschland in der glücklichen Lage, dass vielerorts noch sauberes Wasser in hoher Qualität zur Verfügung steht.
Wird nun der Untergrund perforiert und mit dem toxischen Stoffgemisch gesprengt, dann gibt es zwar am eigentlichen Bohrloch technische Barrieren und Dichtungen. Jedoch hat sich bei fast allen Arbeiten im geologischen Untergrund gezeigt, dass dieser Untergrund vielfältige, oft unerwartete Überraschungen birgt.
So ist es bei der großflächigen Anwendung von Fracking nur eine Frage der Zeit, bis durch eine natürliche Schwachstelle Fracking-Flüssigkeiten in die darüber liegenden, Grundwasser führenden Schichten eindringen.
Doch das ist nicht das einzige Problem, denn durch das Fracking werden auch vielfältige Stoffe aus dem Untergrund ausgeschwemmt und freigesetzt. Dazu zählt die Ausspülung von Salzen, Schwermetallen und radioaktiven Stoffen, die unsere Umwelt zusätzlich belasten.
Auch werden das im Untergrund befindliche Lagerstättenwasser und die verbrauchte Fracking-Flüssigkeit nach dem Fracking zum Umweltproblem. Oberflächliche Lagerung und Verdunstung, wie in anderen Ländern üblich, belasten die Luft und den Boden direkt und verbrauchen Flächen, die unsere Landwirtschaft dringend benötigt. Die vorgesehene Rückverpressung im Untergrund bedeutet nichts anderes, als dass der Untergrund zur großflächigen Giftmülldeponie degradiert wird.
All diese langfristigen Probleme und Umweltschäden werden beim Hydraulic Fracking in Kauf genommen, um für wenige Jahre – im Gespräch waren 13 Jahre – Erdgas in Deutschland zu fördern. Erdgas ist ein fossiler Energieträger, der ebenso wie Kohle schnellstmöglich durch generative Alternativen abgelöst werden muss. Jede Bereitstellung von mehr fossilen Energie-Ressourcen und der damit zu erwartende Preisverfall, der bereits heute in den USA eingetreten ist, schadet der Energiewende. Unsere wirtschaftliche Zukunft kann aber nur bei langfristig günstiger und sauberer Energiebereitstellung gesichert und zum Wettbewerbsvorteil ausgebaut werden.
Natürlich wird bei dem intransparenten Verfahren zur Genehmigung von Fracking-Vorhaben auch die Mitbestimmung der Bürger vor Ort untergraben, obwohl ihre direkte Umwelt massiv beeinträchtigt werden kann. Wir fordern die Offenlegung aller relevanten Daten durch Behörden und Betreiber sowie einen transparenten Prozess. Wir PIRATEN stehen für die Ablösung des überkommenen Bergrechtes und treten für ein Umweltgesetzbuch ein, welches Bürgerbeteiligung durch Transparenz und Mitbestimmung ermöglicht.
So lehnen wir PIRATEN das Hydraulic Fracking konsequent ab und rufen alle Gegner auf, den Weltwassertag am 22.03.2013 zum Tag gegen Fracking auszugestalten. Auch am folgenden Samstag gibt es deutschlandweit von PIRATEN und anderen Organisationen Informationsverstaltungen zum Thema.
Privatisierung der Wasserwirtschaft
Unsere Wasser-Ressourcen sind eine wichtige Grundlage für unser tägliches Leben. Sie sind ein besonders schützenswertes Gut, und nicht umsonst haben wir uns in der EU darauf verständigt, dass Wasser keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut ist, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss.
Umso unverständlicher ist es, dass vielerorts die Wasserversorgung privatisiert wird, und damit den Profitinteressen der beteiligten Unternehmen dienen muss. Zahlreiche Bespiele zeigen auf, dass dadurch die Qualität des Trinkwassers leidet und langfristige Infrastruktur-Investitionen unterbleiben. Die EU will mit neuen Regelungen jetzt sogar dafür sorgen, dass die kommunale Wasserversorgung EU-weit ausgeschrieben werden muss. Sollte diese Regelung tatsächlich umgesetzt werden, nimmt sie den Kommunen jegliche Entscheidungsfreiheit.
Wir PIRATEN stehen für kommunal betriebene Wasserversorgungsunternehmen, die nach den Grundlagen der Transparenz und der Offenlegung aller relevanten Daten wirtschaften. Dabei lehnen wir einen Anschlusszwang an das kommunale Trinkwassernetz ab. So wird jedem Haushalt die Möglichkeit zur freien Entscheidung gegeben, sich in die kommunale Versorgung zu integrieren, und die Wasserbetriebe müssen lukrative Angebote unterbreiten.
Bernd Schreiner, umweltpolitscher Sprecher Piratenpartei Deutschland @BerndSchreiner
Birgitt Piepgras, agrarpolitischer Sprecher Piratenpartei Deutschland @hekate15
Quellen:
http://www.piratenpartei.de/ /wahlprogramm-umwelt-energieversorgung
http://www.piratenpartei.de/ wahlprogramm-umwelt-wasserwirtschaft-trinkwasser
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:32000L0060:DE:NOT