Landkreis Hildburghausen – Eisfeld

Ich bin gerade täglich im Landkreis Hildburghausen unterwegs. So war ich am Dienstag im östlichen Teil des Landkreises in Eisfeld, einer Stadt am Fusse des Thüringer Waldes, manchen noch bekannt von dem ehemaligen Grenzübergang der DDR nach Bayern. Auch gibt es dort direkten Autobahnanschluss mit sogar zwei Ausfahrten und den Bahnhof. Sogar grössere Unternehmen gibt es, wie beispielsweise einen Hersteller von Rasierklingen der vor kurzen sogar große Medienaufmerksamkeit bekam. Ein Städtchen wie es viele andere gibt, denkt man, ein Städtchen dem es geht wie andren beispielsweise in Bayern oder Baden-Württemberg.

5421 Einwohner leben 2012 in Eisfeld und durch das Schloss, das gerade saniert wird, oder Feste wie dem Kuhschwanzfest ist es weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

So stand ich gestern dort vor dem Rathaus um Unterstützungsunterschriften für die Kreistagsliste zu sammeln. Von der Hauptstrasse zweigt die Marktstrasse zum Marktplatz ab.

Diese Straße war früher sicher die belebteste Straße, Geschäft reiht sch an Geschäft und kurze Seitenstrassen beherbergten Gasthäuser und sicher einiges mehr für das tägliche Leben der Menschen und die Besucher von nah und fern.

Um Flyer zu verteilen lief ich die Marktstrasse entlang. Auffällig ist dabei die große Anzahl von Gebäuden deren Geschäftsinhaber aufgegeben haben. Leerstand wie man sagt.

Der demographische Wandel, die Strukturschwäche und die Abwanderung zeigt ihr Gesicht deutlich. Dabei sind die Vorraussetzungen in Eisfeld gut. In nicht mal einer halben Stunde ist man in Coburg über die Autobahn, Suhl ist ebenso nah. Tourismus kann von dem Thüringer Wald leben, doch es stockt. 1,5 Generationen an Nachwuchs fehlen pauschal betrachtet. Die Nach-der-Wende- Generationen sind weg gegangen, insbesondere die jungen Frauen. Sie sind gegangen und die wenigsten kommen wieder um eine Familie zu gründen. Sie leben in Hessen, in Bayern, in Baden-Württemberg und verdienen gut, bauen dort Häuschen, kaufen Eigentumswohnungen in den Städten, die Gentrifizierung greift dort um sich, die Metropolisierung läuft im vollen Gang. Doch was ist mit all den Dörfern, die weder tausende von Einwohnern hatten, noch einen Autobahnanschluss?
Orte die weder eine Seniorenwohnanlage haben, Orte die keinen Dorfladen mehr haben und wo es keinen öffentlichen Nahverkehr gibt ausser den Schulbusslinien?

Abgehängt und alles was man von den politischen Entscheidungsträgern vernimmt heisst: Sparen, Kürzen, reduzieren. Das beschleunigt die Entwicklung, verstärkt das Problem und die Bevölkerungskatastrophe rollt auf uns alle zu.

Wir müssen jetzt dieser Entwicklung neue Ideen entgegensetzen, wir müssen unnötige und teuere Infrastrukuraufgaben die keinen echten Mehrwert bringen aufgeben, wir müssen gezielt in Dinge investieren das die Orte stärkt, das die Bürger vor Ort einbezieht und ihnen Verantwortung zurück gibt. Damit gehen neue Freiheiten einher und dazu braucht es Gestaltungsvorschläge, Unterstützung und Hilfestellungen. Dazu gehört beispielsweise endlich der längst überfällig Verzicht auf überteuerte Technische und zentrale Klärwerke aber dazu zählen auch öffentliche Verkehrsmittel die individuell genutzt werden können. Asphaltierte Feldwege wo der Kilometer 100.000€ kostet brauchen wir nicht, aber dafür 4 öffentliche Fahrzeuge die ein kleiner Ort seinen Bewohnern fahrscheinfrei zur Verfügung stellt um auf Privatfahrzeuge zu verzichten. Dazu gehört es, dass wir neue Betreibermodelle für Dorfläden erproben, Läden die mit den Bürgern zusammen geführt werden, die nicht nur Lebensmittel anbieten, sondern auch die lokale Postdienste mit ausführen, den lokal erzeugten Ökostrom verkaufen ebenso wie den Internetzugang für das Dorf mit beispielsweise einem öffentlichen WLAN.

So sind viele Maßnahmen auf den Prüfstand zu stellen und neue Ansätze zu wagen, und davon gibt es viele. Lasst uns mutig sein und mal etwas weniger Asphalt verlegen und dafür mal etwas mehr in die Zukunft denken!

Hier Bilder vom Leerstand in der Marktstraße hoch zum Marktplatz:


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