Die Zukunft beginnt. Jetzt.

Am ersten Tag der Consumer Electronics Show in Las Vegas hat Google die Gründung der Open Auto Alliance (OAA) bekannt gegeben und damit die Zukunft der mobilen Gesellschaft eingeleitet. Während deutsche Politiker sich auf die Bewahrung überkommener Technologien wie dem ressourcenverschwendenden Verbrennungsmotor konzentrieren und Kanzlerin Merkel dabei zum Cheflobbyisten in Brüssel wird, zeigen Audi, General Motors, Honda und Hyundai, der Chipentwickler Nvidia und der Suchmaschinenriese Google, wohin die Zukunft der Automobile geht.

Google, der Entwickler des als Handy-Betriebssystem weit verbreiteten »Android«, will sein Betriebssysten auf Autos portieren. Android hat somit die besten Chancen, das Nervensystem von intelligenten Fahrzeugen zu werden – von Fahrzeugen, die weit mehr können als uns von A nach B zu transportieren. Sie werden damit eine ähnlich zentrale Rolle einnehmen wie die Smartphones, die zur Kommunikationsdrehscheibe der Generation »always online« wurden.

Mit dem Schritt, ein Android-basiertes elektronisches Herz mit entsprechenden Bildschirmen und Eingabemöglichkeiten in die Fahrzeuge zu integrieren, werden nicht nur die bekannten Apps wie beispielsweise für die Navigation und Kommunikation zur Anwendung kommen. Es wird dazu auch eine Flut von Neuentwicklungen geben, die von dem normalen Fahrzeugservice bis zum Eingriff in die Fahrzeugsteuerung selbst reichen wird.

Durch autonome Fahrfunktionen wird das Auto ein Teil des vernetzten Alltages. Unser Auto wird wissen, dass wir morgens ins Büro fahren wollen. Es wird wissen, auf welcher Route Stau ist und wird dem Wecker auf dem Nachttisch signalisieren, dass wir wegen der Baustelle auf unserem Arbeitsweg 15 Minuten früher aufstehen sollten. Im vernetzten Haushalt reagiert natürlich auch die Kaffeemaschine auf die Neuigkeit und schaltet sich entsprechend früher ein.

Aber nicht nur die technische Vernetzung wird Grundlage unseres veränderten Alltages werden, denn bereits heute ist das soziale Netz – soziale Medien von Twitter bis Facebook – fester Teil der Lebenswirklichkeit von Millionen Menschen. Das intelligente Auto wird auch dort neue Möglichkeiten schaffen und beispielsweise die Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten revolutionieren.


Das neue intelligente, elektronische Herz der Fahrzeuge ruft nach einem elektrisch getriebenen Fahrzeug, deren Entwicklung ebenso rasant voran schreitet. So verkaufte sich in Norwegen bereits 2013 die Elektro-Limousine Modell S von Tesla Motors, Inc. besser als der VW Golf. Dass dann heute aus der IT- und Technologiebranche bekannte Hersteller wie Samsung auf die Idee kommen, nicht nur Akkus, Elektronik und Touchsceens herzustellen, sondern diese auch zu einem hypermodernen Fahrzeug zusammenzufügen, ist die logische Folge dieser Entwicklung. Einen ersten Eindruck davon gab Samsung mit dem SM7 bereits auf der Seoul Motor Show Anfang April 2011. Ein Blick zurück nach Deutschland zeigt, dass ein Teil der deutschen Fahrzeughersteller auf dem besten Weg ist, sich zum Dinosaurier zu entwickeln – mit Unterstützung aus dem Kanzleramt.

Der Einstieg des Chipherstellers Nvidia, der sich selbst als »echter Pionier im Bereich Visual Computing« bezeichnet und »für Computergrafik als Kunst und Wissenschaft« steht, regt die Fantasie weiter an: Wenn das Fahrzeug schon alle Daten der Umgebung durch die Karten- und Navigationsprogramme hat, ist es ein Leichtes, damit eine virtuelle Umwelt darzustellen. Eine erweiterte Realität (auch Englisch: augmented reality), angereichtert mit den Fahrzeugdaten und dem Verkehrsstrom, lässt völlig neue interaktive Möglichkeiten in Echtzeit zu. Reale und virtuelle Objekte werden gemeinsam völlig neue Verkehrsleitsysteme ermöglichen. So kann »um die Ecke gucken« endlich Wirklichkeit werden

All diese fantastisch anmutenden Möglichkeiten basieren auf dem Austausch von Daten. Daten, die imtimste Informationen mit der Außenwelt verknüpfen. Daten, in denen sich unsere Imtimsphäre mit dem weltweiten Datenstrom im Netz vereinigt.

Es ist daher höchste Zeit – auch im Hinblick auf den durch Edward Snowden aufgedeckten Daten- und Bürgerrechtsskandal –, ein digitales Datengeheimnis als natürliche Erweiterung des altbekannten Briefgeheimnisses in die digitale Welt auszuarbeiten.

Nur mit einem echten Datengeheimnis werden wir die Grundlagen einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft und die dafür so wichtige Privatsphäre erhalten können. Jeder Mensch muss die unbedingte Hoheit über seine eigenen Daten und Datenspuren zurück erhalten. Da es technisch nicht zu verhindern ist, dass Datenströme an beliebigen Stellen angezapft werden, dass Nutzerdaten durch die Möglichkeiten von Big Data Mehrwert generieren, kann dies nur durch den Aufbau eines starken rechtlichen Schutzes gelingen.

Jetzt ist – auch im Rahmen der anstehenden Diskussion um die zombiehafte Wiedergeburt der Vorratsdatenspeicherung – der passende Zeitpunkt.

9-1-2014 Bernd

[1] http://www.cesweb.org/innovations.aspx
[2] http://www.nvidia.de/object/visual-computing-de.html

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