Abwasser, verkannter Wertstoff

Aufgrund der aktuellen Diskussion in meinem Umfeld und meiner langjährigen Beschäftigung mit einem bisher weitestgehend in der Öffentlichkeit verkanntem Zukunftsthema möchte ich hier auf das oft mit etwas Distanz betrachtete Thema Abwasser eingehen.

Das Thema selbst ist ähnlich vielfältig, wie die möglichen Inhaltsstoffe des Abwassers. Vorab muss dazu klar gestellt werden, dass ich hier von häuslichen Abwasser schreibe. Dies ist all das abfließende, benutze Wasser aus den Haushalten und den haushaltsähnlichen Bereichen. Dazu zählen sicherlich auch manche Gewerbeabwässer, primär auch die Abwässer von Schulen und Verwaltungen.

Dieses Abwasser kann man nach der Verschmutzungsart aufteilen. Im Wesentlichen sind das die Abwässer aus der Körperpflege, Dusch- und Badewasser, Spülwasser der Küche, welches man mit dem Begriff Grauwasser beschreibt, es ist fäkalienfrei und in der Regel nur schwach verschmutzt. Eine weitere Gruppe sind dann die Abwässer, deren Hauptbestandteil der Urin ist, das Gelbwasser. Es fällt bei Urinale und Trenntoiletten an. Zuletzt das Braunwasser, welches Fäzes enthält und in der Regel von Wassertoiletten stammt.

Die Abwasserbestandteile

Die Trennung erfolgt nach der Art der Inhaltsstoffe und deren Problematik bei der Reinigung. Das kaum verschmutze Grauwasser ist reinigungstechnisch weitestgehend unproblematisch. Die Inhaltsstoffe können einfach in einem biologischen und mechanischen Verfahren entfernt werden und in vielen Ländern wird dieses Wasser bereits heute ein weiteres Mal direkt genutzt. Rund 3/4 der Abwassers besteht aus diesem Grauwasser.

Das Gelbwasser hat einen hohen Nährstoffgehalt. Den überwiegenden Anteil an ausgeschiedenen Stickstoff, Phosphorverbindungen enthält es und ist wertvoller Dünger für die Pflanzen. Auch sind hier viele Reststoffe von Medikamenten enthalten. Volumenmässig ist es der kleinste Anteil im Abwasser.

Das Braunwasser fällt in der Regel bei Wassertoiletten immer mit dem Gelbwasser zusammen an und hat einen hohen Kohlenstoffgehalt, jedoch meist wenig problematische Inhaltsstoffe. Bemerkenswert ist dabei, dass eine geringe Menge Fäzes mit sehr grossen Mengen teuer aufbereitetem Trinkwasser weggespült wird.

Das Problem

Für all diese Abwasserbestandteile muss nun in einem „normalen“ Klärwerk ein hohe Aufwand betrieben werden, um diese vorsätzlich vermischten,– an sich  getrennt anfallenden Stoffen–, wieder zu trennen. Das ursächlich dafür verantwortliche System „Kanalisation und Wassertoilette“, das zur Zeiten der Stadtentwicklung eine wichtige Errungenschaft für den Hygienestandard und damit die Gesundheit der Bevölkerung hatte, erscheint in der heutigen Welt der Ressourcenverknappung unter einem fragwürdigem Licht.

Besonders unvernünftig wird es, wenn man weis, dass weltweit rund 10% der gesamten durch die Menschheit verbrauchten Energie in die Herstellung von Stickstoffdünger investiert wird. Dieser Stickstoff wird als Mineraldünger auf die Felder ausgebracht und über die Pflanzen der Ernährung von Mensch und Tier genutzt.
Wir alle scheiden eine grossen Teil dieses Stickstoffes wieder aus, eben im Urin. Dieser wird dann über teuer gebaute Kanalisation ins entfernte Klärwerk mit viel Trinkwasser gespült und dort mit wiederum grossem Aufwand aus dem Abwasser entfernt, sogar millionenteuere extra Reinigungsstufen wurden dafür nachgerüstet um die geforderten Ablaufwerte zu erreichen.

Dabei ist es bei den Stickstoffen kein wirkliches Ressourcenproblem, abgesehen von der investierten fossilen Energie. Dramatischer ist es bei Stoffen wie dem Phosphor, der eine sehr begrenzte aber essentielle Ressource für die Welternährung ist. Die Reichweite der weltweiten Vorräte wird auch noch 75-100 Jahre geschätzt, das Fördermaximum soll bereits in rund 20-25 Jahre auftreten.

Erschreckend dabei ist, dass wir diese wertvolle und wichtige Substanz nicht nur teuer verdünnen, sondern dass der Phosphor am Ende des Klärprozesses in der Regel als Sondermüll anfällt und mit unzähligen anderen Stoffen dem natürlichen Nährstoffkreislauf langfristig entzogen wird.

Noch unverständlicher ist all dies, denn im Gelbwasser sind bereits höhere Konzentrationen der wichtigen Düngestoffe (P+N+K) vorhanden, als in manch natürlichem und ausgebeutetem Vorkommen.

Doch die Krönung ist, dass es technische Möglichkeiten gibt, die einfach und oft billiger als konventionelle heutige Lösungen sind, die diese gesamte Problematik vermeiden würden!

Der Weg

So wird es Zeit, schnellstmöglich einen anderen Weg einzuschlagen und mit einer Mischung aus Selbstverantwortung und Protest zu zeigen, dass es bessere Lösungen gibt.

Grauwasser kann dann völlig unproblematisch und zu geringsten Kosten gereinigt werden, ein einfacher Bodenfilter oder die Nutzung als Gieswasser und auch die Aufbereitung und Wiedernutzung sind Konzepte die heute schon genutzt werden.

Gelbwasser sollte unbedingt als Düngeressource genutzt werden, entweder direkt nach einer gewissen Lagerzeit und verdünnt ausgebracht oder eben als Rohstoff für die Düngemittelindustrie.

Fäzes als Kohlenstofflieferant ist ideal für die energetische Verwertung und dort wo sich diese nicht lohnt, da die anfallenden Mengen zu gering sind, ist eine einfache Kompostierung ideal.

Dabei ist es wirklich eigentlich ein kleines Problem, denn die Fäkalienmenge sind pro Person und Jahr nur rund 50 kg. Kompostiert sind es gerade noch ein gefüllter Baueimer.

An Urin fällt rund 1/2 Kubikmeter pro Person an, ein unterirdischer Sammeltank oder im Keller der dann kostenfrei von den Düngemittelhersteller abgefahren wird, ist keine ferne Vision.

In städtischen Regionen sind andere Lösungen denkbar, so ist die nächtliche Ableitung vom Gelbwasser durch die bestehenden Kanäle möglich um dann diese vor dem Klärwerk zentral abzufangen und weiter zu nutzen.

Mehr dazu wird kommen.

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